Unterwegs mit Garmin Forerunner 965 und Apple Watch Ultra: Ein Praxis-Vergleich

Apple

Puls, verstrichene Zeit, Distanz und allem voran die eigene Pace oder Geschwindigkeit – spezifische Sportuhren und auch die Apple Watch weisen während eines Workouts zahlreiche Metriken aus. Trotz der Vielfalt an Informationen bleibt beim Laufen, Schwimmen oder Radfahren oft nur Zeit für einen flüchtigen Blick. Beim Wandern ist mehr Zeit dafür und die Information nicht minder interessant, je größer Strecke und Höhendifferenz sind. Daher haben wir den von der Event-Organisation Laufszene Events veranstalteten Adventure Walk Thüringen genutzt, um bei den Outdoor-Spezialisten Watch Ultra (899 Euro) und Garmin Forerunner 965 (650 Euro) genauer aufs Zifferblatt zu schauen.

Eine Wanderung beginnt oft mit der Suche nach einem schönen Ziel und der Routenplanung. Bei geführten Events ist die Route vorgegeben, aber unbekannt. Next step also: Routenimport.

Zur Route gibt es in diesem Fall eine GPX-Datei und einen Komoot-Link. Die Komoot App gibt es sowohl für die Apple Watch, als auch für Garmin, wo man sie über die Garmin-App connect IQ auf seinem Gerät installieren kann. Ohne Komoot lädt man die GPX-Route in die Dateien-App auf dem iPhone und sendet sie über das Teilen-Menü an die App Garmin connect. Diese zeigt unter anderem eine Vorschau auf das Höhenprofil und aktiviert optional Abbiegebenachrichtigungen.

Apple bietet keinen GPX-Import an, um etwa mit Apple Karten zu navigieren. Hier bleibt nur der Weg über Drittanbieter wie Outdooractive oder Komoot.

Zur Vorbereitung gehört auch ein Blick auf die Anzeigefelder, die man bei beiden individualisieren kann. Bei der Apple Watch öffnet man die App „Training“, wählt „Wandern“ und gelangt über das Dreipunktemenü zu den Einstellungen, um die „Trainingsansichten für Wandern“ zu ändern. Zur Wahl stehen Informationen zu Distanz und Geschwindigkeit. Zusätzlich zeigt Apple auf Wunsch Informationen zur Höhe und Herzfrequenz an. Bei Garmin lassen sich die Datenseiten wahlweise auf der Uhr oder in der App ändern. Zur Wahl stehen Felder zu Timer, Distanz, Höhe, Pace, Geschwindigkeit sowie weiteren Metriken wie Laufeffizienz und Schrittfrequenz.

Die Komoot-App auf der Apple Watch bietet kaum mehr als rudimentäre Abbiegeanweisungen, Zeit, Distanz und Durchschnitts-Pace. Die App „Training“ ergänzt die aktuelle Höhe sowie die überwundenen Höhenmeter und das Höhenprofil der letzten 30 Minuten.

Apple Apple Watch (5 Bilder)

Apple Watch App Training

Während der Aktivität Wandern weist die Watch App Training unter anderem Informationen zum Tempo aus.

An dieser Stelle ein Hinweis: Da Komoot auf der Watch ohnehin nur funktioniert, wenn das iPhone in der Nähe ist, empfiehlt es sich, Komoot auf dem iPhone zu nutzen und nicht auf der Watch, wenn dort gleichzeitig die App Training aktiv ist. Der parallele Betrieb beider Apps auf der Watch kann fallweise zum Vorzeitigen Ausstieg der Trainings-App führen.

Der Forerunner 965 stillte den Informationsdurst mehr als zu genüge: Im Gelände, auch etwa beim Trailrunning oder Mountainbiking weist der Forerunner 965 Steigung und Gefälle nicht nur in Zahlen sondern auch grafisch aus. So stellte auf der Strecke mit immerhin etwa 600 Höhenmetern ein Diagramm die Distanz und den Höhenunterschied für den aktuellen An- oder Abstieg dar, ein weiteres die aktuelle Position auf der Gesamtstrecke. Diese Anzeigen helfen bei der Kräfteeinteilung und motivieren durch den sichtbaren Fortschritt.

Apple Garmin Höhenprofil

Im Gelände kann man bei Garmin jederzeit sehen, an welchem Punkt der Gesamtstrecke man gerade steht (links). Für jeden An- oder Abstieg visualisiert eine Grafik Distanz und Höhenmeter separat.

Nach siebeneinhalb Stunden einschließlich zwei halbstündiger Pausen war das Ziel erreicht – und der Akku des Forerunner 965 auf 70 Prozent gesunken, der der Watch auf 40 Prozent. Für die Watch ist das nicht schlecht; allerdings hat die Watch Ultra einen stärkeren Akku als die Series-Modelle von Apple.

Die Watch zeigt eine Aktivitätszusammenfassung, die Trainings-App auf dem iPhone speichert das Protokoll dauerhaft. Dort werden Diagramme zu Höhenprofil, Pace und Herzfrequenz dargestellt, nur die Karte ist vergrößerbar. Die Vorgabe, nach jeweils einem Kilometer die Zeit zu nehmen, hatten wir bei beiden Geräten nicht verändert; auf 32 km hätten auch 5 km Abschnitte gereicht. Apple zeigt pro Kilometer Zeit, Pace und Herzfrequenz, Garmin Zeit, Pace und Distanz. Letztere ergibt Sinn, wenn man für das Runden-Tracking eine bestimmte Zeit festlegt, was bei Garmin möglich ist.

Garmin bietet Diagramme zu Pace, Schrittfrequenz, Höhe, aerobem und anaerobem Trainingseffekt, Temperatur, Herzfrequenz und der in verschiedenen Herzfrequenzbereichen verbrachten Zeit. Im Querformat kann man in den Diagrammen zu Höhe, Pace, Temperatur, Schritt- oder Herzfrequenz einen weiteren Wert überlagern, beispielsweise die Geschwindigkeit über das Höhenprofil.

Apple Apple Fitness und Garmin connect (6 Bilder)

Apple Fitness-App

Die Übersichtsseite des Trainingsprotokolls listet die wichtigsten Werte.

Die Protokolle von Apple und Garmin weichen bei Dauer und Pace (min/km) respektive Geschwindigkeit (km/h) leicht ab: Der Forerunner pausiert die Aufzeichnung auf Wunsch automatisch, wenn man stehen bleibt. Apple bietet dies nur für Laufen und Outdoor-Radfahren an. Beim Wandern pausiert die Watch nicht und drückt daher gegebenenfalls die Durchschnittsgeschwindigkeit. Daher haben wir die Aufzeichnung der Apple Watch in den Pausen manuell angehalten, woraus über die Gesamtstrecke leichte Abweichungen resultieren.


Zusätzlich wollten wir im Nachhinein sehen, wie einig sich die beiden Hersteller bei GPS und Messen der Pulsfrequenz sind.

Garmin ermöglicht den Export in verschiedenen Formaten nach Login auf connect.garmin.com. Bei Apple lassen sich über das Nutzermenü der Health-App (in der Übersicht oben rechts) „alle Gesundheitsdaten exportieren“, die auch einen Ordner workout-routes enthalten. Alternativ kann man die Route über Drittanbieter-Apps wie HealthFit extrahieren.

Idealerweise hätte ein Herzfrequenzsensor die Pulsfrequenz validiert, was über sieben Stunden unbequem geworden wäre. Immerhin stimmen die Werte beider Uhren nahezu überein.

Apple Verlauf der Pulsfrequenz

Die Pulskurve ist bei beiden identisch. Die Lücken bei der Apple Watch entstanden durch die Pausen.

Auch beim GPS verhielten sich beide über alle Höhen und Tiefen einträchtig. Grobe Schnitzer gab es keine. Auf der Gesamtdistanz von 32 km fanden wir nur einen Abschnitt, auf dem Garmin für wenige Meter offenbar das GPS-Signal verloren hatte.

Apple Routenaufzeichung (4 Bilder)

Routenaufzeichnung Apple Watch Ultra und Garmin Forerunner 965

Nahezu über die gesamte Strecke verläuft die Routenaufzeichnung bei Apple und Garmin absolut parallel.


Was sportliche Aktivitäten anbelangt, lässt sich Garmin von Apple nicht schlagen. Nicht mit Bordmitteln, und auch bei Apps von Drittanbietern sind Komfortfunktionen in diesem Umfang schwer zu finden.

Was Spezialisten wie Garmin allerdings fehlt, ist die Möglichkeit, ein Ziel spontan und unkompliziert anzuvisieren. Zumindest wenn es nicht als POI (Point of Interest) auf der Offline-Karte von Garmin verzeichnet ist. Und so konnte, als wir den Rückweg mit den öffentlichen Verkehrsmitteln antreten mussten, Apple schlicht schneller weiterhelfen als Garmin: „Hey Siri, navigiere zur nächsten S-Bahn-Station“ – darauf würden wir nicht verzichten wollen.

(ims)

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