Börsen-Höchststände: Gibt es Parallelen zwischen KI-Boom und Dotcom-Blase?

Die Börse boomt. Gerade erst haben der US-Aktienindex S&P 500, der japanische Nikkei 225 und der deutsche Leitindex Dax wieder neue Höchststände erreicht.

Grund für den aktuellen Aufschwung ist die Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Die hatte am Mittwochabend den Leitzins zwar noch nicht angefasst. Doch schon das Signal, diesen im Laufe des Jahres in drei Schritten um insgesamt 0,75 Prozentpunkte senken zu wollen, trieb die Märkte an.

Allerdings ruft der aktuelle Optimismus und die Risikobereitschaft der Anleger:innen bei manchen auch ein mulmiges Gefühl hervor. Der CNN-Angst-und-Gier-Index steht bei 76 von 100 und damit klar auf „Gier“. Das kann aber auch als Warnsignal gelesen werden: Ist die Euphorie an der Börse vielleicht zu groß – und folgt bald die nötige Marktkorrektur?

Die Dominanz der Tech-Aktien

Wie lang kann die Börsenparty also so weitergehen? Was vielen Beobachter:innen Sorgen bereitet: Die hohen Börsenkurse werden gerade durch den Hype um künstliche Intelligenz (KI) getrieben. Die sogenannten „Magnificent Seven“, also die Aktien von Nvidia, Microsoft, Apple, Alphabet, Amazon, Meta und Tesla, machen rund 30 Prozent des Börsenwerts des US-Leitindexes S&P 500 aus.

Dabei schneiden die Unternehmen, die klar auf KI setzen, besonders gut ab. Vor allem die Aktie des Chipherstellers Nvidia sticht hervor. Er liefert quasi die Infrastruktur für die KI-Entwicklung. Allein in diesem Jahr legte die Aktie ein Plus von 78 Prozent hin – und ist damit der Haupttreiber für den Aufschwung des US-Aktienindex S&P 500.

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Dieses „Übergewicht“ von Aktien, die vom KI-Hype profitieren, bringt aber auch Probleme mit sich. Weil immer mehr Menschen über ETF in die Börsenindizes investieren, fließt automatisch auch mehr Geld in die ohnehin schon gehypten Aktien. „Ich betrachte den Markt als fundamental kaputt“, sagte etwa der US-Hedgefonds-Manager David Einhorn kürzlich. Seine Kritik: Durch den unaufhaltsamen Aufstieg passiver Geldanlagen profitieren letztlich jene, die überbewertete Anlagen halten. Aktive Manager kaufen dann noch mehr überbewertete Papiere, was dazu führt, dass Aktien nicht mehr zu ihrem tatsächlichen Wert gehandelt werden.

Ist der KI-Hype wie die Dotcom-Blase?

Albert Edwards, Stratege der französischen Großbank Société Générale, warnte dagegen bereits zum Jahreswechsel vor einem drohenden Absturz der KI-Aktien: Nachdem 2022 ein schlechtes Jahr für den Technologiesektor war, habe das Auftauchen von ChatGPT 2023 einen „Fomo-Rausch“ ausgelöst. Er sieht daher eine massive Blase, die darauf wartet, 2024 zu platzen.

Viele Beobachter:innen fühlen sich an die Dotcom-Blase der Jahrtausendwende erinnert. Damals heizten schon einmal Tech-Aktien die Börseneuphorie, als Internetfirmen aus dem Boden schossen. Am Ende platzte die Blase im März 2000 – und viele Anleger:innen verloren viel Geld, was bis heute eine gewisse Skepsis gegenüber Aktieninvestments hinterlassen hat.

Allerdings gibt es auch Unterschiede zu damals. So wurde die Tech-Rallye der 1990er von Startups angetrieben, die in ihren ersten Jahren vor allem Geld verbrannten. Im Gegensatz dazu geht es bei Unternehmen wie Nvidia heute um milliardenschwere Konzerne, die funktionierende Produkte haben und Gewinne vorweisen können.

Experten sind sich uneins

Analyst:innen der US-Bank JP Morgan ziehen ebenfalls Parallelen zur Dotcom-Blase und warnen vor einer ähnlichen Spekulationsblase bei KI-Aktien. Die beiden Tech-Rallyes seien einander ähnlicher, als es auf den ersten Blick erscheine. In einem historischen Kontext würden die Parallelen zur Dotcom-Blase allerdings oft aufgrund des „irrationalen Überschwangs“ dieser Zeit abgetan. Mit ihrer Analyse der Kennzahlen kommen sie allerdings zu dem Ergebnis, dass das Risiko heute vielleicht sogar noch größer ist als zu Zeiten der Dotcom-Blase.

Auch die Schweizer Großbank UBS hat sich in einer Analyse mit dem Vergleich zur Aktienrallye der 1990er-Jahre beschäftigt – und relativiert diese Warnung. Zwar gebe er Parallelen zwischen dem KI-Hype und der Dotcom-Blase. Doch seien die Unternehmen heute deutlich profitabler und der Markt werde nicht wie zur Jahrtausendwende von kleineren Unternehmen und einer Vielzahl von Börsengängen geprägt.

Auch der technische Analyst Milton Berg, der einst Börsengrößen wie George Soros beriet, zieht in einem aktuellen Podcast den Vergleich zu Dotcom-Blase – und hält beim S&P 500 ein baldiges Minus von 8 bis 15 Prozent für realistisch. Der Aktienmarkt nähere sich seinem Höchststand, meint Berg.

Was Anleger:innen tun können

Kann ich noch vom Hype profitieren? Oder kommt bald der Crash? Anleger:innen sollte sich von diesen Fragen weder locken noch schocken lassen. Denn niemand kann wirklich vorhersagen, wann der nächste Abschwung kommt.

Den Aktienkauf von angeblich fallenden oder sinkenden Märkten abhängig zu machen ist ohnehin ein schlechter Ratschlag. Denn der Versuch, bei niedrigen Kursen ein- und bei hohen Kursen wieder auszusteigen, geht bei Kleinanleger:innen meistens schief, selbst Profis gelingt das nicht immer. Eine bessere Strategie ist daher, breit gestreut über Länder und Branchen hinweg und vor allem langfristig zu investieren.

Alle Inhalte dienen ausschließlich der Information. Sie stellen keine Wertpapieranalyse im Sinne des § 34b WpHG, Empfehlung, Anlageberatung oder Aufforderung zum Handeln dar und ersetzen keine fachkundige, individuelle Anlageberatung.

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